(Weihnachts-) Gottesdienst im Fußballstadion?

Nachricht 06. November 2020

Der bekennende TSV-Havelse-Fan Pastor Peter-Christian Schmidt (Mitte) sowie der TSV-Vorstitzende Manfred Hörnschemeyer (rechts) und sein Stellvertreter Dieter Lorenz machen sich für Weihnachtsgottesdienst im Stadion des Regionalisten stark.

Gottesdienst im Fußballstadion?

Pastor und Ehrenamtliche entwickeln kreative Ideen für weihnachtliche Andacht und Krippenspiel

Garbsen. Besondere Zeiten erfordern besondere Ideen: Daher hat sich Peter-Christian Schmidt, Pastor der Gemeinde Alt-Garbsen, vor Kurzem mit Manfred Hörnschemeyer, dem Vorsitzenden des TSV Havelse, und dessen Stellvertreter Dieter Lorenz im Stadion des Vereins an der Hannoverschen Straße getroffen. „Wir und die anderen drei Kirchengemeinden im Süden Garbsens sowie die Garbsener Katholiken planen für den 24. Dezember vier Weihnachtsgottesdienste im Freien“, kündigt der Pastor an. „Wenn die Garbsener Stadtverwaltung und das Gesundheitsamt der Region zustimmen.“

Initiatoren der ungewöhnlichen Idee sind neben Alt-Garbsen die Gemeinden Willehadi, Versöhnung, Marienwerder und St. Raphael. „Die Kirchen sind zu klein, um die aktuellen Corona-Regeln für die an Heiligabend erwartete Besucherzahl umsetzen zu können“, sagt Schmidt. Allein in Alt-Garbsen nähmen an üblichen Heiligabendgottesdiensten rund 1200 Menschen teil. Zudem sei die Versöhnungskirche nach dem Einsturz im Frühjahr noch immer nicht nutzbar. „Also haben wir nach Alternativen gesucht.“

Als der Pastor – bekennender Fan des Regionalligisten – diese Idee Hörnschemeyer vorstellte, habe der sofort zugesagt. „Die Rückmeldung vom TSV-Vorstand war fantastisch“, sagt Schmidt. „Diese Aktion soll als ein Zeichen der Hoffnung gelten und dafür, dass Garbsen zusammensteht.“

Die Gemeinden und der Verein wollen vier Gottesdienste anbieten für je rund 400 Besucher. „Die Bühne für die Andacht und die Krippenspiele wird auf dem Rasen stehen“, sagt Schmidt. Für 14 und 16 Uhr ist jeweils ein Krippenspiel geplant, für 18 Uhr ein ökumenischer Gottesdienst und für 21 Uhr eine Christnacht der katholischen Kirche. „Jeder der Pastoren gestaltet einen Gottesdienst“, so Schmidt. Jeder Gottesdienst sei ökumenisch geplant und für jeden Besucher offen. „In dieser Zeit müssen wir groß denken, auch wenn alles noch unter Vorbehalt ist.“

Besucher müssen sich anmelden

Um den bestmöglichen Schutz für die Besucher, Ehrenamtlichen und alle Beteiligten der Kirchengemeinden zu garantieren, übernehmen die Organisatoren das aktuelle Hygienekonzept des TSV Havelse. Jeder Gottesdienstbesucher muss sich anmelden. „Wir bereiten eine Art Ticketingsystem vor, sodass alle Plätze dokumentiert und eventuelle Infektionsketten nachvollziehbar sind“, sagt der Pastor. Und auch an allen Kirchstandorten seien an den Weihnachtsfeiertagen Aktionen geplant. „Wir probieren uns aus in diesem Jahr “, so Schmidt. „Im Gegensatz zu den Ostergottesdiensten haben wir nun Zeit, uns darauf vorzubereiten.“

Krippenspiel im Freien

Auf Weihnachten in Corona-Zeiten vorbereitet ist Meret Köhne, Pastorin der Kirchengemeinde Frielingen-Horst-Meyenfeld, schon seit dem Sommer. „Wir feiern wir eigentlich Weihnachten?“, hatte sie schon im Juli gefragt. In den vergangenen Jahren kamen allein rund 4000 Besucher zu den fast stündlichen Heiligabendgottesdiensten samt Krippenspielen. „Wir haben im Moment einen Plan A bis D“, sagt die Pastorin. „Wir wollen auf jeden Fall ein Angebot für Familien schaffen und zwar ein Krippenspiel am Nachmittag um 15 Uhr.“

Das ist – laut Plan A – derzeit im Freien hinter der Horster Kirche geplant, auf einem Erntewagen, den Landwirt Cord Bothe aus Meyenfeld bereitstellen wird. „Der Wagen wird die Bühne für das Stück in drei Akten sein“, sagt Köhne. Gestalten werden die Aufführung für etwa 200 Besucher die Konfirmanden-Kinder des Hoyaer Modells. „Glücklicherweise gehen die Dritt- und Viertklässler größtenteils in die gleiche Klasse“, sagt Köhne. Jeweils eine Kohorte werde einen Akt spielen. „Das Stück schreiben wir gerade“, so die Pastorin. „Wir müssen dann kurz vorher entscheiden, wie eng Maria und Josef zusammensitzen können.“

Die Kirchengemeinde plant zudem eine Christvesper um 18 Uhr und zwei Nachtgottesdienste um 22 und 23 Uhr. „Von der Platzreservierung bis zur Logistik – der Aufwand ist enorm“, sagt Köhne. Doch es sei der Gemeinde wichtig gewesen, den Besuchern diese Weihnachtstraditionen zu ermöglichen. „Wir wollen unbedingt etwas anbieten, denn Rituale haben eine große Bedeutung, gerade in dieser besonderen Zeit.“ Ob sich der Plan A so umsetzen ließe, sei aber derzeit nicht einzuschätzen. „Aber ich kann mir nicht vorstellen, dass Weihnachtsgottesdienste verboten werden“, sagt Meret Köhne – und in ihrer Stimme schwingt Optimismus.

Leinezeitung Garbsen/Seelze vom 06.11.2020, Seite 1

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Peter-Christian Schmidt
Pastor Peter-Christian Schmidt

Pastor Peter-Christian Schmidt besitzt selbst ein rikot des TSV Havelse – mit dem Schriftzug „Pastor“ auf dem Rücken.

Leinezeitung Garbsen/Seelze vom 06.11.2020, Seite 1