Unsere Orgel

Die Orgel in der Kirche zu Alt-Garbsen ist sehr alt und schon aus diesem Grund sehr wertvoll. Wie alte Violinen wird ihr Klang mit den Jahrhunderten, die sie überdauern, immer besser. Sie haben das spezielle "Etwas", das neuere Instrumente nicht haben und auch nicht haben können. Denn ihren Klang kann man nicht kopieren, er ist das Ergebnis vergangener Zeiten und ganz individuell ausgeprägt. Viele Instrumentenbauer haben die Kopie alter Instrumente versucht und sind daran gescheitert. Das unterstreicht die Einzigartigkeit alter Musikinstrumente und Orgeln, die Alterspatina der Jahre tut ihr eigenes Werk.
M. Friedrich Behme aus Braunschweig erbaute die Orgel 1664 für die Marktkirche zu Hannover. Wenige Jahre später wurde sie 1687 an die Klosterkirche Marienwerder verkauft. Auch hier blieb sie nicht lange und wurde der Kirchengemeinde Garbsen 1705 geschenkt. Die Orgel hatte nun schon eine aufregende Geschichte hinter sich. 1715 erhielt sie das jetzige Gehäuse. Doch erst in den 40er Jahren des letzten Jahrhunderts bekam die Orgel ihren heute angestammten Platz, denn 1843/44 wurde die alte Kirche zu Garbsen durch das heutige Gebäude ersetzt. Seit über 150 Jahren steht sie nun äußerlich unverändert auf der Orgelempore. Am Pfeifenmaterial und an der Klaviatur mußte sie seit diesen Tagen einige Veränderungen erfahren, die nicht immer zu ihrem Besten waren.
Doch einiges ist aus der Mitte des 17. Jahrhunderts erhalten: Die Windlade aus Eichenholz, das Herzstück jeder Orgel, mit Hilfe dessen der Wind funktionsgerecht in die Pfeifen verteilt wird. Die meisten Pfeifen stammen aus dieser Zeit. Die Orgel wird im Sinne des späten 17. und frühen 18. Jahrhunderts restauriert. Fehlende Pfeifen werden nun nach alten Vorbildern ergänzt. Die Umbauten der vergangenen 150 Jahre werden mit den entstehenden Arbeiten an der Orgel wieder rückgängig gemacht.
Wir haben auf einem Dachboden die alte reich verzierte Klaviatur gefunden, die inzwischen leider genauso reichhaltig vom Holzwurm zerfressen ist. Das wird alles repariert. Die ursprünglich Klaviatur wird wieder eingebaut. Das alte Gehäuse wird saniert und die Orgel wird einige Zentimeter nach vorne gezogen, so dass man ihr schönes Äußeres von unten besser sehen kann. Die Prospektpfeifen erhalten nach historischen Vorbildern eine silberne Folie, sie werden danach hell glänzen und den repräsentativen Eindruck von der Orgel verstärken.
Die weiteren denkmalpflegerischen Arbeiten an der Orgel sind umfangreich und daher kostenintensiv. Die ausführende Orgelbaufirma Hillebrand ist spezialisiert für solche Vorhaben und sehr erfahren darin. Die Kirchengemeinde wird nach Abschluss der Orgelbaumaßnahme kein totes Museumsstück jedoch ein voll funktionstüchtiges lebendiges Musikinstrument besitzen.
Der außerordentliche Wert dieser Orgel bemisst sich vor allem auch darin, dass der Ballungsraum Hannover sehr arm ist an Instrumenten aus dieser Zeit. Denn die allermeisten historischen Orgeln, die nicht im späten 19. Jahrhundert gegen vermeintlich bessere und größere ausgetauscht wurden, haben den zweiten Weltkrieg nicht überlebt.
Martin Ehlbeck, Orgelrevisor

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