Abschied von Pastor Grahe

Nachricht 20. Januar 2017
Grahe in Kirche
Foto: Riedel

„Eine fantastische Gemeinde“

HAZ am 21.01.217:

Pastor Burkhard Grahe von der Kirchengemeinde Alt-Garbsen geht in den Ruhestand
Von Bernd Riedel

Altgarbsen. Damit hatte er bei seinem Dienstantritt im Jahr 1986 nicht gerechnet: „Ich habe über 30 Jahre in einer fantastischen Kirchengemeinde gearbeitet“, sagt Pastor Burkhard Grahe. Er verabschiedet sich demnächst in den Ruhestand – Zeit für eine Bilanz aus drei Jahrzehnten.
„1986 hätte ich mir nicht träumen lassen, dass ich hier in Altgarbsen, einer Stadtrandgemeinde mit einigen Problemen, auf eine Gemeinde treffe, die sich zu so einer spannenden und modernen Kirchengemeinde entwickeln würde“, sagt Grahe. Dazu zitiert er aus einem Visitationsbericht der damaligen Superintendentin von 2007: „Die Kirchengemeinde Alt-Garbsen kann als modellhaft für eine moderne Kirchengemeinde gelten, die die beiden Pole Organisationsentwicklung und Wahrnehmung des geistlichen Auftrags einer Gemeinde zusammenhält.“ Besonders beeindruckend sei, dass bei allem Bestreben zu Effizienz gerade unter den Mitarbeitenden auch geistlicher Austausch sowie spirituelle und seelsorgerische Impulse gesetzt werden, sagt Grahe.
Vorreiter im Netz
Worauf führt der Pastor diese Fortschrittlichkeit zurück? Auf die Menschen. Die Mitarbeitenden der Gemeinde seien immer schon innovativ und kreativ gewesen. „Sie haben nach vorne geschaut und dadurch wichtige Impulse gesetzt“, sagt Grahe. Als erstes Beispiel führt er das Internet an. Längst bevor es das gab, hatten sich in der Gemeinde junge Menschen mit ihrer „Happy Church Box“ mit anderen vernetzt. Sie stellten die Gemeinde als eine der ersten ins Netz.
Als weiteres Beispiel nennt er die „Lernende Gemeinde“. Dazu gehöre, auf gesellschaftliche Entwicklungen zu achten und daraus Schlüsse für die eigene Arbeit zu ziehen. Diakonin Andrea Spremberg gab den Impuls zum „Fairen Einkauf“. Das führte mit dazu, dass Garbsen Fair-Trade-Stadt wurde. Die Gemeinde gewann dafür Preise und erhielt das Zertifikat der Landeskirche.
Ehrenamtliche aus der Gemeinde gehörten laut Grahe zu den ersten innerhalb der Landeskirche, die eine Stiftung gegründet haben. Damit reagierten sie auf die sich ab Anfang der Neunzigerjahre abzeichnende langfristige Verschlechterung der Finanzlage der evangelischen Kirche. Zusammen mit Spendeneinnahmen kann die Gemeinde damit einen Teil der fehlenden Kirchensteuereinnahmen ausgleichen.
Parallel zum Abbau der Finanzen vollzog sich der Abbau von Stellen. Die Pastorenstellen wurden von zwei auf eine halbiert. „Dafür haben viele Ehrenamtliche nicht zuletzt im Kirchenvorstand wesentlich mehr Verantwortung und Eigeninitiative entwickelt“, sagt Grahe. Seiner Ansicht nach prägen sie heute viel deutlicher das Gesicht der Gemeinde als früher. Angebote wie das Offene Gemeindehaus mit Mittagstisch, Kinderkirche, Mädchengruppe, Kunst-Kultur-Kirche, Weihnachtsmarkt und vieles mehr wären ohne engagierte Menschen nicht möglich.
In seiner Zeit in der Kirchengemeinde gab es auch bauliche Veränderungen. Statt der alten Gemeindehäuser sei ein lebendiges, offenes und einladendes Gemeindezentrum aus neuem Gemeindehaus, historischer Kirche und einem Vorplatz entstanden, sagt Grahe.
Der Pastor wird im Sternenstunden-Gottesdienst am Sonntag, 12. Februar, ab 18 Uhr in der Dorfkirche an der Calenberger Straße verabschiedet. Anschließend ist ein Empfang im Gemeindehaus vorgesehen. Es gibt keine schriftlichen Einladungen, jeder ist willkommen. „Für mich sind alle Menschen besonders und daher eingeladen, mir Tschüss zu sagen“, unterstreicht der Pastor.

Pastor i.R. Burkhard Grahe